War es kürzlich in der Fahrschule nicht anders ???
Meist sind die ersten Meter mit der eigenen Maschine geprägt von einer seltsamen Mischung aus Glückshormonen, Unsicherheit und blankem Stress. Zunächst fehlt die ungeliebte, aber irgendwie auch beruhigende Stimme des Fahrlehrers im Helm. Zum anderen hatte man sich der Fahrschulmaschine auf dem Übungsplatz behutsam genähert - mit dem eigenen Motorrad dagegen geht es direkt in den dichten Stadtverkehr. Oder noch schlimmer: mit den erfahrenen Kumpels auf Tour.
Das ist aber wohl der größte Fehler, den man als Anfänger machen kann: Mit den erfahrenen Jungs Schritt halten zu wollen. Zuerst muß das Kennenlernen der neuen Maschine anstehen. Und das geht am besten, wenn man weit und breit allein ist und viel Platz hat. Etwa Sonntags auf einem Supermarktparkplatz. Und nicht das flotte fahren muß man üben, sondern das langsame. Zuerst enge Kreise im Ersten und Zweiten Gang und in beide Richtungen. Anschließend "Slow Race", also geradeaus fahren - aber im Ersten Gang, möglichst langsam, dann ein paar enge Achten. So bekommt man Gefühl für die Maschine und lernt auch kippelige Situationen auszubalancieren. Unterstützend kann man an der LKW-Rampe Anfahren am Berg üben. Klingt erstmal ziemlich langweilig. Doch vor dem Lohn haben die Götter den Schweiß gesetzt. Spannender sind Bremsübungen. Die meisten Fahrschulmotorräder haben heute ABS, die entsprechenden Übungen sind also noch gut bekannt. Schwieriger wird es, wenn man in der fahrschule ABS hatte, die erste eigene Maschine aber nicht darübrer verfügt. Denn nun muß man selbst ein Gefühl dafür entwickeln, was das Innenverhältnis von Reifen und Asphalt zu Übertragen imstande ist.
Bremsübungen macht man am besten aus niedrigen Tempo von maximal 40km/h. dann sachte an den Hebel langen und den Bremsdruck kontinuierlich steigern. Je nach Motorrad und Vorderreifen kann der vordere Pneu durch hörbares Wimmern das Ende der Haftung ankündigen, andere Bikes mit anderen Reifen rutschen dagegen ohne Warnung weg. Manche Bikes neigen zu "Stoppies" - wenn also das Hinterrad in die Höhe steigt, was im Extremfall bis zum Überschlag führen kann. Man muß lange üben, bis man das Bremsverhalten seines Motorrades wirklich kennt. Die Grenzen des Machbaren müssen vorsichtig ertastet werden. Tatsache ist, daß viele Unfälle deshalb geschehen, weil Fahrer aus Angst vor dem blockierendem Vorderrad viel zu schwach bremsen und Bremsweg verschenken.
Die ersten "echten" Ausfahrten sollte man alleine unternehmen. Auf einer Strecke, die man gut kennt, zu einer Verkehrsschwachen Zeit und natürlich bei Gutem Wetter. Hilfreich ist es, sich einen kurvigen Streckenabschnitt herauszusuchen und ihn mehrfach in beide Richtungen zu befahren. Die ständige Wiederholung derselben Kurvenkombinationen vermittelt Sicherheit - kann aber auch schnell zu Übermut führen.
Die erste Ausfahrt mit den Kumpels ist der nächste kritische Moment. Vor allem männliche Neueinsteiger wollen sich manchmal vom Start weg als vollwertige Biker präsentieren und sind Mangels Sturzerfahrung mitunter erstaunlich furchtlos. Wenn die alten Hasen dem Frischling auch noch zeigen wollen, wo der Barthel den Most holt, dann ist schnell eine explosive Mischung erreicht. Deshalb sollte der Neue am Besten vorne fahren und das Tempo bestimmen. Andererseits kann man beim Zweierausflug mit einem routinierten Fahrer eine Menge lernen: Der Profi fährt vor und markiert so Ideallinie, Brems -und Einlenkpunkte...
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